Phytotherapie-Tagung zum Gedenken an Hilke Winterhoff in Münster
Zahlreiche Vertreter und Freunde der Phytotherapie trafen sich am 6. Oktober in Münster in Westfalen, um der im Mai verstorbenen Hilke Winterhoff zu gedenken. Die Veranstaltung fand an ihrem Wirkungsort, der Friedrich Wilhelm Universität in Münster statt. Winterhoff bekannte sich als Pharmakologin je länger je mehr zur Phytotherapie und leistete zahlreiche Beiträge zum Wirksamkeitsnachweise einiger sehr wichtiger Pflanzen wie Johanniskraut, Baldrian und Cimicifuga. Organisiert wurde das Treffen vom langjährigen Präsidenten der deutschen Gesellschaft für Phytotherapie und Mentor der Verstorbenen Fritz Kemper und von der Kooperation Phytopharmaka unter der Leitung von Cornelia Schwöppe. Mit der SMGP kam Elke Winterhoff erst im letzten Lebensjahr in engeren Kontakt, als sie bei einem Treffen der Kooperation Phytopharmaka half, die Fäden für das Seminar "Phytotherapie.....über die Grenzen" zu spinnen. Leider war es ihr nicht mehr vergönnt an weiteren Sitzungen und an diesem Seminar selbst im Frühling 2010 teilzunehmen. Sie musste sich ihrer Krankheit beugen. Ihr Leben erlosch im Alter von 68 Jahren.
Am Symposium berichteten ehemalige Doktoranden, Wegbegleiter und aus ihrem Arbeitskreis hervorgegangene Wissenschafter von den Arbeiten, die unter Elke Winterhoff entstanden oder die in Fortsetzung ihrer Ideen mit modernen Methoden (Veronika Butterweik mit Genexpressionsmodellen) hervorgegangen sind, aber auch von vielen persönlichen Begegnungen und wie sie in ihren Bemühungen unterstützt wurden. Der ebenfalls in Münster tätig gewesene Adolf Nahrstedt berichtete von den gemeinsamen, von Erfolg gekrönten Bemühungen, dass die Wirksamkeit von Johanniskraut nicht - wie das zweitweise der Fall war - auf eine einzige Substanz zurückgeführt werden kann. Ein eindrücklicher Beweis für die Funktionalität des Vielstoffprinzips. Auffallend oft war die Rede davon, dass sich die Pharmakologie ohne grosses Aufheben in den letzten Jahren vom Dogma der Monosubstanz verabschiedet und in den letzten Jahren zu Multi-Target-Systemen gewechselt hat. Solche liegen mit den pflanzlichen Arzneimitteln schon seit Menschengedenken vor. Christoph Theurer präsentierte eine Wirksamkeiststude über ein Jahr mit mehr als tausend Patienten und zwölf Monate bei der benignen Prostatahyperplasie mit Kürbissamen - wies aber nüchtern darauf hin, dass trotz positiver Resultate die Akzeptanz der Phytotherapie dadurch bei den Skeptikern kaum verbessert werden kann. Andreas Hänsel aus Münster belegte mit seinen Untersuchungen zur Adhäsion von krankheitserregenden Keimen und deren Adsorption an Oberflächen, dass in Münster erfreulicherweise - anders als an anderen Orten - weiterhin adäquate Arzneipflanzenforschung betrieben wird: Bestimmte Polyphenole können nämlich diese Interaktion stören und so einen Schutz vor Infektionen und Entzündungen bieten. Stefan Sandner referierte über die Entwicklungen der Positionierung von Produkten aus Arzneipflanzen in den letzten zwanzig Jahren. Unter dem Begriff "Botanicals" tauchen sie heute als Kosmetika, besondere Lebensmittel (z.B. Nahrungsergänzungsmittel) neustens gar als "Medizinprodukte" auf - weil die Anforderungen an die Zulassung als Arzneimittel aus ökonomischen Gründen von den kleineren und sogenannt mittelständischen Unternehmungen nicht mehr erfüllt werden können. Er forderte die Behörden auf, die pflanzlichen Arzneimittel mit angepassten Massnahmen wieder zurückzuholen und erkannte dafür positive Signale in Grossbritannien und Österreich, noch nicht jedoch im "Mutterland" der Phytotherapie, in Deutschland. Die Schweiz war als nicht EU-Land - hier kennt man den Status der traditionellen Arzneimittel im Sinn der EMA nicht - ausserhalb von seinem Fokus. Es werden jedoch die gleichen Tendenzen beobachtet bezüglich Anforderungen. Schliesslich soll eine Bildungskiste, die am Zentrum für Didaktik der Biologie an der Universität Münster erarbeitet wird, die Arzneipflanzen bei Schüler der Grund- und Sekundarstufe wieder bekannter machen. Marcus Hammann ortete ein verloren gegangenes Interesse der Kinder und Jugendlichen am Leben der Pflanzen generell - das soll mit entsprechend aufbereiteten Materialien nach neusten didaktischen Erkenntnissen korrigiert werden. Elke Winterhoff hatte diese Idee ins Leben gerufen - sie wird von der Kooperation Phytopharmaka unterstützt. Es gibt dazu auch ein Spendenkonto: Sparkasse Münsterland Ost, Bankleitzahl: 40040150. Kontonummer: 135 442 002. Kontoname: Phyto.
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